Rennen Nr. 5 – „Urban Run Weissenburg“ / 19.08.2018 (von Olli)
Das letzte der fünfteiligen Rennserie steht an und dieses findet im bayrischen Weissenburg statt. Da ich tatsächlich alle vier vorhergehenden Rennen über die 10km absolviert hatte, wolle ich mir das Finale natürlich nicht entgehen lassen. Allerdings hatte die Sache für mich persönlich einen gewaltigen Haken in Form einer äußerst „suboptimalen Vorbereitung“…
Tja, bevor ich eines Nachts durch einen Meteoriteneinschlag oder einem Spinnenbiss (wer weiß das schon so genau…) zu einem beklobbten Kampfkoloss wurde, war ich ein beklobbter langhaariger Bombenleger mit einem extremen Hang zur düsteren Starkstromgitarrenmusik. Ab und an gibt es Flashbacks und so verbrachte ich die drei Tage vor dem Rennen auf einem großen Heavy Metal Open Air nur 50km von Weissenburg entfernt. Drei Tage Bier und Currywurst, drei Tage laute Mukke und fast kein Schlaf, drei Tage Hitze am Tag und Kälte in der Nacht… kurzum, drei Tage SATAN statt SPARTAN! 😉
Ich schäle mich also am Raceday um 9 Uhr frühs aus meinem Zelt, packe Luftmatratze, Campingausrüstung und das Dosenbierpfand ins Auto und mache mich ordentlich gerädert auf den Weg nach Weissenburg. Vor Ort treffe ich vier andere OCRler aus dem Verein, nämlich Verena, Anett, John und Chris. Für Anett und Verena ist es jeweils das vierte Rennen der Rats Runners Serie und für Chris (20km) und John (10km) ein Einzelrennen.
Warm ist es, sehr warm… wie fast bei allen vier Rennen vorher auch schon wieder jenseits der 30 Grad Marke. Aber Weissenburg ist streckentechnisch anders als die Vorgängerrennen. Dieses Mal gibt es keinen Rundkurs auf einer hügeligen MotoCross-Strecke sondern einen sehr flachen Lauf mitten durch die Altstadt und die umliegenden Felder und Wälder. In meinem Zustand wären Höhenmeter auch wirklich hart geworden. Aber es sollte trotzdem hart werden!
Um 13:35 Uhr fällt der Startschuss meiner Welle und die Hitzeschlacht beginnt. Zuerst geht es innerhalb einer Parkanlage durch mannshohes Dickicht, über ein paar Baumstämme und durch einen LKW-Anhänger mit „Labyrinth“ (leider schon Stau nach 90 Sek. Rennen, nicht gut gelöst!) bevor man auf Asphalt wechselt und Richtung Altstadt läuft. Dort führt die Strecke mitten in eine Art Fußgängerzone und links und rechts stehen zahlreiche Leute die uns Läufer anfeuern. Es geht durch ein paar Container mit unterschiedlichster „Füllung“, über Paletten und Reifenstapel, bevor man den Stadtkern verlässt und durch ein Tor in der Stadtmauer ins offene Gelände läuft.
Zu diesem Zeitpunkt sind etwa 3km absolviert. Anett, die 5min vor mir gestartet war, hatte ich kurz zuvor überholt und sie macht mir verbal ordentlich Beine. Trotzdem war ich bereits echt am Limit,denn die Hitze und die drei Tage zuvor hatten nun ordentlich Bock, mir das Rennen zu verderben. Zweitweise kam es mir so vor, als ob ich mich in Zeitlupe bewege aber ich war ja selber schuld 😉
Nach einer kurzen Waldpassage ging es über ein freies Feld zur ersten Verpflegungsstation. Wasser marsch war angesagt und ich habe mir bestimmt 60 Sekunden lang ein Becher Wasser nach dem anderen über den Kopf geschüttet. Anschließend ging es in ein Areal, wo viele lose Sand und Steinhügel aufgeschüttet waren. Alle in etwa 4-7 Meter hoch und in kurzen Abständen aufeinander folgend. Jetzt wollten meine Beine nicht mehr laufen und ich bin diese Passage zum größten Teil nur noch gegangen. Dadurch wurde ich auch mehrfach überholt, was mir aber total egal war. Glücklicherweise folgte eine ca. 500 Meter lange Strecke innerhalb eines Bachbetts. Abkühlung für die Füße aber man musste wahnsinnig aufpassen, wohin man in der trüben Brühe tritt. Danach hatte ich aber das Gefühl, das ich mich irgendwie gefangen hatte und ins „rollen“ kam.
Ab Kilometer 7 merkte man dann, dass es wieder Richtung Innenstadt ging und ich saugte mich zu diesem Zeitpunkt an zwei Läufer des Runterra-Teams heran, die wohl beide zu meiner Altersklasse gehörten und zusammenliefen. Als ich diese dann überholte, bildete ich mir ein sie tuscheln gehört zu haben. Ich meine der Begriff „OCR Munich“ (zu sehen auf meinem Trikot) gehört zu haben und als ich mich das nächste Mal umsah, hatten sie sich getrennt und einer der beiden die Verfolgung aufgenommen. Ich hatte eigentlich überhaupt keine Lust, mich jetzt noch mit irgendeinem Kontrahenten zu beschäftigen, aber es war ja das Letzte der fünf Rennen und die Gesamtwertung spukte mir dann doch im Hinterkopf rum. Also zusammenreißen und kämpfen.
Es ging wieder durch die Innenstadt, diesmal in umgekehrter Richtung. Jetzt standen noch mehr Zuschauer an den Absperrgittern und applaudierten. Tolle Erfahrung, die ich so in der Art noch nicht gemacht habe. Mr. Runterra spürte ich ca 20 Meter hinter mir im Nacken und ich versuchte bei den letzten Hindernissen wie einem Crawl durch Sand, einem Reifencontainer und ein paar Overs & Unders echt ans Limit zu gehen. Bei km 8,5 laut meiner Uhr bogen wir schon Richtung Zielbereich ein und ich war mir sicher, dass da noch eine Schleife vor dem Ziel kommen musste. Schließlich war der Lauf ja mit 10km angekündigt. Bei einer steilen Böschung, die wir zuerst runter und sofort wieder nach oben laufen mussten kassierte er mich dann und zog davon. Als er ca. 30 Meter Vorsprung hatte, merkte ich erst, dass es tatsächlich nur noch 200 Meter bis ins Ziel waren. Eigentlich aussichtslos aber ich nahm noch einmal die Beine in die Hand. Was soll ich sagen, auf der Ziellinie konnte ich Ihn tatsächlich noch überspurten und kam nach knapp 1h 03min mit 0,30 Sek. Vorsprung als 24. meiner AK von 86 Mitstreitern ins Ziel.
Nun lag ich da im Ziel auf dem Boden rum und pumpte wie ein Maikäfer. Was ein Lauf und was eine Hitze, aber mal wieder sooo geil und „besonders“… Und genau darum machen wir Beklobbten ja diesen Sport!!! Kurz nach mir kam John als 28. der selben AK ins Ziel und ich war froh das er gleich bestätigte, dass auch Ihm der Lauf nach einer überstandenen Grippe alles abverlangt hatte. Well done, my friend! Es folgte Verena, die sich auf den letzten Metern nochmal ein amtliches Sprintduell mit vier anderen Läufern lieferte und im Ziel einen hervorragenden Platz 22 von 142 Läuferinnen ihrer AK belegte.
Für Anett langten heute die 10 km, obwohl Sie ja normalerweise auf den Langdistanzen zuhause ist und bislang immer die 20km bei den Rats Runners gelaufen war. Bei den Bedingungen wäre ich auch keine 2 Runde gelaufen! Den Vogel schoss aber Chris ab, der sich über die 20km bei den Hard Boys einen herausragenden Platz 10 erkämpfen konnte. Bei diesen Bedingungen wirklich eine absolut tolle Leistung.
Abgekämpft aber zufrieden machten sich Anett, John und Chris wieder auf den Heimweg, während Verena und ich uns noch auf eine kühle Flasche Lambrusco ins Weinzelt des örtlichen Volksfestes verzogen, in dem die Siegerehrungen der Tages- und der Gesamtwertung stattfinden sollte. Ein Pokal hier und ein paar Sachpreise dort und schon war unsere Flasche leer und es ging auch für uns bei lieblichen Ballermannhits auf den Heimweg. Immerhin hatten wir ja auch mit Platz 8 für Verena und Platz 9. für mich in den jeweiligen Gesamtwertung über alle 5 Rennen durchaus ganz ordentliche Ergebnisse im Gepäck. Abschließend kann ich nur jedem raten, diese Serie 2019 in Betracht zu ziehen, wenn er sich crosslauftechnisch verbessern will. Persönlich war es für mich eine wunderbare Vorbereitung auf all die beklobbten Dinge, die da noch so in den nächsten Wochen auf mich warten.
Rats Runners Serie 2018
Die Rats Runners Serie ist eine Laufserie mit Crosslaufcharakter inkl. einigen meist natürlichen Hindernissen. Also weniger technisch wie beim OCR, dennoch streckentechnisch durchaus anspruchsvoll und ein perfektes „Training unter Wettkampfbedingungen“ für OCR-Rennen. 2018 gibt es 5 Termine in Süddeutschland, wer 3 davon finished, landet in einer Serienwertung.
Tough Mother Anett („Hard Girls II“ = 20km/2 Runden) und Kampfkolloss Olli („Silverboys“ = 10km/1 Runde) stellen sich dieser Serie und werden nun von den verschiedenen Wettkämpfen berichten: Rats Runners 2018